Madritschjoch und Hintere Schöntaufspitze (schwer)

Die Hintere Schöntaufspitze (3225 Meter) ist einer der einfachsten Dreitausender in Südtirol. Trotzdem braucht man bei dieser Wanderung eine Menge Kondition und – für den Gipfelanstieg –  jede Menge Trittsicherheit.

  • Start der Wanderung: Sulden, Talstation der Seilbahn Sulden (1925 m) bzw. Bergstation (2611 m); Die Seilbahn Sulden ist im Regelfall von Mitte Juni bis Anfang Oktober geöffnet. Die Bahn fährt von 8.30 bis 12.45 Uhr und von 14.00 bis 17.00 Uhr im 20-Minuten-Takt, am Samstag gibt es zudem bereits um 7 Uhr eine Fahrt.
  • Anfahrt: Mit Auto (Man folgt zunächst der Ausschilderung in Richtung Stilfser Joch – egal, ob man aus Richtung Reschenpass oder Meran kommt – bis man Gomagoi erreicht. Hier biegt man links ab und folgt weiter der Ausschilderung nach Sulden. In Sulden fährt man einmal durch den Ort, bis man die Seilbahn Sulden, eine der größten Luftseilbahnen der Welt, erreicht. Direkt bei der Bahn gibt es einen großen Parkplatz) und Bus (hier klicken für die Fahrplansuche) möglich.
  • Höhenmeter: 700 m
  • Anforderungen: Bis zum Madritschjoch leichte Wanderung auf gut ausgebauten, breiten Wegen (z.T. Skipisten), vom Madritschjoch hinauf zu Schöntaufspitze ist die Wanderung schwer, hier sind Trittsicherheit und Kondition erforderlich
  • Beste Jahreszeit: Sommer (ab Ende Juni) bis Herbst (Mitte bis Ende September)
  • Gehzeiten: 4 1/2 Stunden

Viel einfacher lässt sich Bergwandern in einer Höhe von 3000 Metern wohl nicht bewerkstelligen. Da Sulden schon auf einer Höhe fast 2000 Meter liegt, wird hier jede Wanderung zu einem hochalpinen Erlebnis. Sehr konditionsstarke Wanderer können die ersten 700 Höhenmeter hinauf zur Bergstation natürlich auch zu Fuß gehen. Doch auch wer sich von der Gondelbahn auf eine Höhe von über 2600 Meter tragen lässt, wird bei dieser Wanderung mit seiner Kondition zu kämpfen haben. Denn die Höhe macht sich bei jedem Schritt bemerkbar. Deshalb sollte man diese Wanderung auch nicht gleich am ersten Tag des Urlaubs machen, sondern erst, nachdem man sich ein wenig akklimatisiert hat.

Erste Pause an der Madritschhütte

Von der Bergstation aus folgt man der Beschilderung hinauf zum Madritschjoch beziehungsweise kann einfach der Masse folgen. Ebene Passagen gibt es auf dieser Wanderung nicht. Bis hinauf zum Madritschjoch wandert man im mäßigen Anstieg bergauf. Und blickt dabei manchmal sehnsüchtig auf die Skilifte, die aber im Sommer nicht in Betrieb sind. Einen regelmäßigen Blick über die Schulter sollte man bei der Wanderung einplanen: Denn das majestätische Ortlermassiv hat man bei der gesamten Wanderung stets im Rücken.

Nach 270 Höhenmetern passiert man die Madritschhütte, die auf 2880 Metern liegt. Viele dürften an dieser Stelle mit sich zu kämpfen haben. Denn die bereits gelaufenen  270 Höhenmeter fühlen sich eher wie 1000 an. Wer aber einen grandiosen Panoramablick nicht verpassen will, überwindet seinen inneren Schweinehund und geht weiter.

Über ein Schuttfeld geht es jetzt auf einem gut ausgebauten Weg in großen Kehren weiter aufwärts. Blickt man zurück auf die Madritschhütte, stellt man mit Bedauern fest, dass man kaum Höhenmeter gewinnt. Jetzt hilft nur langsames, aber stetiges Weitergehen und der Versuch, den Puls möglichst niedrig zu halten. Besonders die letzten Meter hinauf zum Madritschjoch erweisen sich als anstrengender als gedacht. Das Joch liegt in greifbarer Nähe, nur näherkommen will es einfach nicht…

Fast am Ziel: Madritschjoch und Blick ins Martelltal

Wenn man – je nach Kondition in 1 1/2 bis 2 Stunden – dann doch endlich oben angekommen wird man mit einem Panoramablick belohnt, der einen für alle Strapazen mehr als entschädigt. Man blickt hinunter ins Martelltal, von wo über die Zufallshütte auch ein Weg auf das Madritschjoch führt. Besonders beeindruckend: Die Tour übers Madritschjoch gehört auch zur Strecke des sogenannten Alpencross – also der Alpenüberquerung per Mountainbike. Neben zahlreichen Wanderern trifft man deshalb auch immer wieder auf durchtrainierte Mountainbiker, die sich mit verbissenen Gesichtern hinauf zum Joch quälen. Die ersten Meter hinunter ins Martelltal sind allerdings so steil, dass auch Hardcore-Mountain-Biker diese nur schiebend zurücklegen. Was aber ebenfalls eine Glanzleistung ist, denn aufgrund der Steilheit des Geländes dürften diesen Weg auch viele Wanderer (ohne Fahrrad) nicht gehen wollen…

Nachdem man am Madritschjoch einige Minuten verschnauft hat, kommt jetzt der schwierige Teil der Wanderung auf einen zu. Nur wer über eine sehr gute Kondition und absolute Trittsicherheit verfügt, sollte den Aufstieg auf die Hintere Schöntaufspitze wagen. Zwar liegt diese nur 200 Höhenmeter entfernt und der Aufstieg lässt sich relativ problemlos bewerkstelligen. Aber dafür ist der Abstieg schwieriger, denn der Weg hinab ist ziemlich steil und geht ordentlich in die Beine. Auf gar keinen Fall sollte man die Begehung der Hinteren Schöntaufspitze bei Regen oder alten Schneefeldern wagen!

Aufstieg zur Hinteren Schöntaufspitze

Für den Aufstieg zur Hinteren Schöntaufspitze muss man gut 45 Minuten einplanen. Der Weg windet sich steil nach oben und ist einfach nur anstrengend. Als kleine Entschädigung mag dienen, dass sich hier die Spreu vom Weizen trennt: Für viele Wanderer ist beim Madritschjoch Schluss, nur echte Bergfexe gehen weiter. Deshalb genießt man oben angekommen nicht nur den Panoramablick von zweihundert Metern weiter oben, sondern auch die eigene Leistung. Der Abstieg erfolgt über den Aufstiegsweg. Der weitere Rückweg ist ebenfalls identisch mit dem Aufstieg. Da man nun die ganze Zeit aufs Ortlermassiv blickt, ist der Abstieg vom Panorama her noch großartiger als der Aufstieg.