Südtirol: Wandern abseits der Massen

Echte Geheimtipps und stille Wege in Südtirol. Tipps und Anregungen für Wanderungen abseits der vielbegangenen Wege in Südtirol gibt es hier.

Südtirol eignet sich perfekt zum Entschleunigen und Entspannen. Wenn Ihr im Urlaub nach Stille und Einsamkeit sucht oder die herrliche Natur und Landschaft Südtirols nicht mit vielen anderen teilen wollt, solltet sich beim Wandern Ziele aussuchen, die eher unbekannt sind und nicht in einem Buch oder Film vorkommen. Wir stellen Euch ein paar dieser herrlichen Orte und Wanderwege in Südtirol vor.

Geheimtipps abseits der vielbegangenen Wege

Latemar statt Rosengarten

Wer im Sommer oder Herbst zum Karerpass – liegt genau zwischen dem Rosengarten und dem Latemar – fährt, erlebt ein kleines Phänomen: Ein Großteil der Wanderer marschiert vom Parkplatz in Richtung Rosengartenmassiv, während der Latemar eher links liegengelassen wird. Herrliche Panoramawanderungen sind aber auf beiden Seiten des Karerpass möglich. Im Gebiet des Rosengartens lockt der bekannte Hirzelweg oder eine Umrundung des Rosengartenmassivs. Im Latemar-Gebiet kann man dagegen zum Beispiel das Eggentaler Bergkino oder den Labyrinthsteig erkunden. Trotz dieser beeindruckenden Wanderziele und der herrlichen Ausblicke (vom Latemar blickt man auf den Rosengarten, vom Rosengarten auf den Latemar) – hat man am Latemar die Wege oft für sich alleine.

Hier fehlt zum einen eine Bahn, die einen in wenigen Minuten in luftige Höhen bringt, zum anderen gibt es hier keine einzige Einkehrmöglichkeit. Eine kleine Brotzeit und ausreichend Getränke sollte man also bei längeren Touren dabei haben. Auf eine Einkehr muss dennoch nicht verzichten, am Karerpass gibt es gleich ein paar davon. 

Auf stillen Pfaden auf die Plätzwiese

Die Zufahrt zur Plätzwiese ist zwar streng geregelt, trotzdem ist an schönen Tagen auf der Hochalm einiges los. Zu schön ist das Dolomitenpanorama, dass Wanderer und Mountainbiker hier erwartet. Eine bekannte Alternative zur Auffahrt mit Bus und Auto auf die Hochalm, die auf einer Höhe von etwa 2000 Metern liegt, ist der Wanderweg, der von Brückele (hier großer Parkplatz) hinauf auf die Plätzwiese führt. Ein echter Geheimtipp ist dagegen der Wanderweg, der aus dem Höhlensteintal hinauf auf die Plätzwiese führt. Vom Gemärkpass (Passo Cimabanche) erreicht man die Plätzwiese in etwa 1 1/2 Stunden.

Burkhardklamm statt Gilfenklamm 

Der Weg durch die Gilfenklamm ist ein Erlebnis, keine Frage. Aber nicht minder schön ist der Weg durch die nur wenige Kilometer entfernte Burkardklamm. Nach der schönen Klammwanderung erreicht man zudem Aglsboden. Die Hochtalmulde, die von zahlreichen kleinen Bächen durchflossen ist, ist ein Südtiroler Naturdenkmal. Außerdem gibt es hier mit der Aglsbodenalm eine schöne Einkehrmöglichkeit und für Wagemutige eine kleine Hängebrücke (mehr Infos: Burkhardklamm im Ridnauntal).

Brenner als Wanderregion

Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig Wanderer im Grenzgebiet zwischen Italien und Österreich unterwegs sind. Dabei gibt es hier zahlreiche schöne Wanderwege. Von Brenner ist zum Beispiel der Sattelberg (2113 m), an dessen Hängen der Eisack entspringt, gut zu erreichen, auch die Sattelbergalm, die sich auf Tiroler Seite befindet, ist ein schönes Ziel. Auch das Almengebiet, dass sich auf der anderen Talseite befindet und zum Beispiel von Brennerband erwandert werden kann, ist ein schönes Wandergebiet (Tipp: Von Brennerband zur Enzianhütte).

Wandern ohne Seilbahnunterstützung 

Eine Seilbahnfahrt nimmt einem oft viele Hundert Höhenmeter ab. Und Spaß macht eine Seilbahnfahrt im Regelfall natürlich auch. Aber generell gilt: Wo es Seilbahnen gibt, gibt es auch mehr Wanderer (und mittlerweile meist auch Mountainbiker), mit denen man sich den Weg und die Aussicht teilen muss. Manchmal lohnt es sich, ein paar Höhenmeter mehr in Kauf zu nehmen und dafür die schöne Südtiroler Landschaft für sich alleine zu haben. 

Ein Beispiel wäre zum Beispiel der Kronplatz. Der bebauteste Berggipfel Südtirols ist für seinen herrlichen Panoramablick bekannt. Im Regelfall erreicht man den Kronplatz-Gipfel zusammen mit vielen anderen Menschen, aus den Talorten rund um den Kronplatz führen Bahnen auf den Gipfel. Den Kronplatz kann man aber auch zu Fuß erwandern. Die kürzeste Wanderung startet am Furkelpass und führt dann über aussichtsreiche Wege auf den Gipfel (mehr Infos: Vom Furkelpass auf den Kronplatz).

Solche Geheimtipps gibt es auch in anderen vielbesuchten Wanderregionen. So gibt es zum Beispiel im Grödner Tal Wanderparkplätze wie den Parkplatz Cristauta (Praplan) oberhalb von St. Christina in Gröden (im Sommer wird der Parkplatz auch von einem Bus angefahren). Wer von hier zum Beispiel zur Bergstation des Col-Raiser-Lifts wandert, hat die herrliche Dolomitenlandschaft fast für sich allein. Der Watles im Vinschgau ist ebenfalls ein Berg, den man gut zu Fuß erreichen kann. Besonders schön ist der Weg hinauf im Herbst, denn der Weg führt unter anderem durch einen zauberhaften Lärchenwald. Und sogar so bekannte Orte wie die Seiser Alm kann man auf gut ausgebauten Wanderwegen (im Sommer und Winter) zu Fuß erreichen. Mehr Infos im Beitrag: Von Pufels auf die Seiser Alm.

Hotspot oder einsames Idyll? „Ein paar Meter“ machen in Südtirol oft den Unterschied

Oft liegen in Südtirol vielbesuchte Hotspots und einsame(re) Wege gar nicht weit auseinander. So ist zum Beispiel Meran 2000 im Sommer und Herbst ein beliebtes Wandergebiet. Kein Wunder, denn das Hochplateau oberhalb von Meran ist auf jeden Fall einen Ausflug wert. Gut ausgebaute Wanderwege, eine herrliche Almenlandschaft mit vielen bewirtschafteten Hütten machen dieses Gebiet zu einem beliebten Ausflugsziel. Auch E-Bike-Fahrer haben Meran 2000 mittlerweile für sich entdeckt. Wer die Almenlandschaft verlässt und bis zum Kratzberg See weiterwandert, wird mit einer atemberaubenden Berglandschaft belohnt und wandert nun auf deutlich weniger begangenen Pfaden als in Meran 2000. Ganz allein für sich wird man den Kratzberger See zwar nicht haben (der Fernwanderweg E 5 führt am See vorbei), ruhiger als auf Meran 2000 ist es am Kratzberger See aber allemal. Infos: Kratzberger See Wandern auf Meran 2000.

Am Jochgrimm hat man dagegen die Qual der Wahl: Auf der einen Seite vom Pass geht es hinauf auf das (Aldeiner) Weißhorn, auf der anderen Seite reckt sich der Gipfel des Schwarzhorns in den Himmel. Beide Berge sind wegen ihrer Alleinstellung am Rande der Dolomiten von vielen Orten in Südtirol aus sichtbar, wer oben am Gipfel steht, wird mit herrlichen Ausblicken belohnt. Ein wenig kürzer und einfacher ist der Weg aufs Weißhorn. Deshalb (und weil man vom Gipfel aus auf die Bletterbachschlucht blicken kann) ist dieser Gipfel stärker begangen. Vom Schwarzhorn aus ist die Aussicht aber nicht weniger grandios – den Weg zum Gipfel muss man sich aber mit deutlich weniger Menschen teilen. Tipp: Wer halbwegs fit ist, kann auch problemlos beide Gipfel an einem Tag erwandern.